Jennifer (Jenny) Hofrichter

 

Trainerin im ZENit

 

Wie kamst du zum Kung Fu?

Durch eine Situation, in der ich mir gewünscht habe, zumindest Grundlagen der Selbstverteidigung zu beherrschen.

Ich kam nachts mit einer Freundin aus der Disko und wir wurden von einem wild gestikulierenden Mann übel beschimpft und die Situation drohte zu eskalieren. Wir sind dann weiter gegangen und er hat uns zum Glück in Ruhe gelassen.

Während wir warteten abgeholt zu werden, sah ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Werbeplakat für einen Selbstverteidigungskurs. Dass ich beim Kung Fu gelandet bin war eher Zufall, aber es hat mich gefesselt und seither nicht mehr losgelassen 🙂

 

Wenn du trainierst und Formen übst, welche Empfindungen erlebst du dabei?

Ich übe morgens, bevor der Arbeitsalltag beginnt täglich ca. 20-30 Minuten Formen. Vor allem beim Abschluss der Form spüre ich oft ein Gefühl von Glück und ein Kribbeln, was mich durchströmt und ich empfinde es als Geschenk diese Kampfkunst immer weiter austrainieren zu dürfen.

Gerade wenn ein herausfordernder Tag ansteht, genieße ich es noch einmal mehr, morgens zu üben und sozusagen Kraft für den Tag zu tanken.


Die Gemeinschaft mit anderen zu üben, das große Team der Weng Chun Familie – wo erlebst du das, wo kannst du trainieren? Welchen Weg möchtest du im Kung Fu gehen?

Das erlebt man überall da, wo man auf andere enthusiastische Weng Chun ́ler trifft 😉

Ich fühle mich im Weng Chun wohl, sei es in unserer Schule in Coburg, bei Thorsten Engels in Sonneberg oder bei Großmeister Andreas Hoffmann in Bamberg, weil es stets eine sehr familiäre Atmosphäre ist. Es ist ein Miteinander, kein Gegeneinander. Jeder hilft jedem, unabhängig vom Schülergrad.

Für mich ist der Weg das Ziel. Ich genieße es, Woche für Woche in der Gemeinschaft zu trainieren und strebe es schon an, irgendwann einmal Meisterin zu sein. Wir brauchen eine höhere Frauenquote im Weng Chun, wie GM Hoffmann das in der letzten Gürtelprüfung so schön angesprochen hat.


Wie hilft dir das im Alltag? Welche Fähigkeiten baut Kung Fu auf? Nicht nur körperlich, sondern auch mental als Hilfe im Beruf?

Es baut Disziplin auf und lehrt einen, auch dann weiter zu machen, wenn man denkt, man kommt nicht mehr weiter, oder schafft etwas nicht. Ich habe 12/2018 mit Weng Chun begonnen und hätte nie gedacht, dass ich ein paar Jahre später selbst unterrichte.

Es hilft einem sich im Alltag zu „erden“ und in aufregenden Situationen „bei sich zu bleiben“.

Der „Kämpfergeist“, das „sich nicht unterkriegen“ lassen.

Es hilft mir natürlich auch, wenn ich nachts alleine unterwegs bin und in eine typische Situation komme wie, durch eine dunkle Gasse laufen zu müssen, fremde grölende Männer… Es gibt mir Sicherheit, zu wissen, dass ich mich im Ernstfall verteidigen kann. Und mit der Ausstrahlung fängt es bereits an, dass man erst gar nicht in so eine Situation kommt.