„Buddha, Dharma, Sangha!“

Mit den Juwelen des spirituellen Lebens erfolgreich zum Kung Fu-Meister

Rittirong Konggann, Leiter der Kung Fu und Qi Gong Schule ZENit in Coburg, hat nach 15 Lehrjahren jetzt den Meistertitel erlangt. Den letzten Test einer langen Prüfungsreihe legte er im Frühjahr 2010 International Headquarter für Weng Chun Kung Fu in Bamberg bei Großmeister Andreas Hoffmann erfolgreich ab.

Meisterprüfung mit Rittirong Konggann (hinten links), Matthias Cebula, Cesario Di Domenico, Harald Gries und Großmeister Andreas Hoffmann (vorne).

 

Die Erläuterung der drei Juwelen Buddha (Lehrer), Dharma (Lehre) und Sangha (Gemeinschaft) wählte er als Prüfungsthema.

Gemeinsam mit den drei anderen Kung Fu Meisteranwärtern – Harald Gries, Matthias Cebula und Cesario Di Domenico – war das erste Februarwochenende der anspruchsvolle Höhepunkt jahrelanger Übung. Großmeister Hoffmann gab vor der Prüfung noch ein Seminar und alle Teilnehmer wollten natürlich die Kampffähigkeit der zukünftigen Meister testen. Nach fünf Stunden Training demonstrierten dann die Meisteranwärter im kleinen Kreise der fortgeschrittensten Kämpfer ihre Kung Fu Formen. Anschließend zeigten sie 20 Kombinationen von Schlag-, Hebel-, Kick und Wurftechniken.

 

Rittrong Konggann beim Stockkampf in der Meisterprüfung.

 

Spannend war zum Schluss der Realitätstest, bei dem die zukünftigen Weng Chun Kung Fu Meister einen Kampf wirklich schnell beenden mussten. Dieses Eingreifen und Bewältigen von Konfliktsituationen erforderte viel Feingefühl, um im richtigen Moment den Gegner zu stellen.

Danach folgte der offizielle Teil vor vielen Kämpfern aus ganz Europa. Die Meisterarbeiten wurden vorgestellt. Sifu Konggann unterteilte seine Demonstration in die drei Juwelen vom Buddhismus: Buddha, Dharma und Sangha. Die Gemeinschaft „Sangha“ führte Sifu Konggann auf den Meisterweg: „Ohne meine Schüler, die mich täglich im ZENit motivieren, wäre der Weg mühsamer gewesen. Meine Aufgabe sehe ich darin, die Talente jedes einzelnen zu fördern. In unserer Kung Fu Gemeinschaft in Coburg gibt es welche, die sich selber in der Philosophie von Shaolin wiedererkennen. Andere verstehen es, mit viel Ausdauer Trainingshürden zu überwinden. Auch unterstützen sie andere, nicht aufzugeben, wenn Übungen zu komplex erscheinen oder der Alltag kaum Zeit zum üben lässt. Gelassenheit trifft auf Tatendrang, Lachende auf Ernste, … und von jedem lerne ich als Meister weiter. Ich lerne die Gefühle in mir und im Raum auszubalancieren, um gemeinsames Üben zu ermöglichen.“ Die lockere Atmosphäre im ZENit erlebten dann alle Anwesenden anhand eines selbstgedrehten Filmes über die vielfältigen Trainingsmethoden. Regie bei dem Film führte Sarah Hopf (Blaugurt).

Susanne Wilczek trug im ZENit sehr viel zur Lehre „Dharma“ bei. Mit ihrer Hilfe konnte die Diplomarbeit von Rittirong Konggann in unzähligen Stunden inhaltlich und graphisch zu einem Buch überarbeitet werden. Für sie gab es einen großen Applaus, da alle anwesenden Kung Fu Lehrer von dem Buch mit dem Titel „Gesundheitsförderung durch Kung Fu und Qi Gong“ profitieren. Mit der Lektüre wird klarer, wie sich die Übungen auf die Gesundheit auswirken. Zum Beispiel können unterschiedliche Ängste abgebaut und depressive Verstimmungen behoben werden.

„Buddha“ symbolisiert den Lehrer. Der Lehrer im Kung Fu steckt in einem selbst und mit Hilfe des Langstocktrainings wird er geweckt. Mit dem Stock lernt jeder Übende, Raum und Zeit durch schnelle Schrittarbeit zu kontrollieren. Gleichzeitig schickt der ganze Körper Kraft aus der Mitte heraus. Gemeinsam mit Thorsten Engels und Johannes Scholz führte Sifu Konggann einen spektakulären Stockkampf auf. Einige Zuschauer zuckten dabei zusammen, da sie glaubten die Energie des Stockes würde sie treffen. Als die Show mit einer Atemübung abgeschlossen wurde, genossen alle dann die spontane Stille im Raum.

Natürlich reicht es nicht, nur sich selbst als Lehrer zu sehen. Auf dem Lebensweg inspirieren mehrere Lehrer. 1994 traf Rittirong Konggann z.B. auf einen Zen-Meister der japanischen Rinzai Tradition. Dieser vermittelte ihm die Techniken des Zazen (Sitzmeditation) und der Koans (Rätsel, die nicht durch Denken, sondern durch intuitive Einsicht zu lösen sind). „Durch Loslassen und das Einfühlen in die Yin und Yang Kräfte der Meditierenden habe ich das Ziel – Satori – für einen kurzen Moment erreicht“, so Rittirong Konggann. Satori ist die spontane Erleuchtung, wenn das Denken völlig zur Ruhe gekommen ist.

Aber die wahre Bewährungsprobe folgte. Denn einem achtsam gewordenen Geist peinigen Lärm, Hektik, Unfreundlichkeit und Ungerechtigkeit des Alltags doppelt. Zum Glück lernte Rittirong Konggann gleichzeitig auch noch Kung Fu beim Großmeister Andreas Hoffmann. Der kämpferisch spirituelle Weg von Shaolin ermöglicht es, leichter mit dem Stress im Alltag umzugehen. Man lernt im Kung Fu in der Bewegung Ruhe zu bewahren. Sifu Konggann: „Kung Fu ist genial, denn jeder Übende schöpft aus einem reichen Schatz an Formen und Partnerübungen. Jetzt, da ich meinen Schülerweg abgeschlossen habe, bleibt noch mehr Zeit, die Kunst an alle Interessierten weiterzugeben.“